Der Begriff Framing geistert mir schon eine ganze Weile im Kopf herum, liebe immerschöne. Nur wusste ich nie so ganz genau, wie ich dieses Thema auf Gabriele immerschön. ansprechen sollte. Zumal ich ja ursprünglich als Mode- und Streetstylebloggerin angetreten bin. Aber ich bin der festen Überzeugung, dass mittlerweile auch diese ernsthafteren Themen einen festen Platz bei uns gefunden haben, oder? Wie Sie ja bereits wissen, bin ich eine Wortklauberin. Ich betrachte Worte, lege sie unter meine ganz persönliche emotionale Lupe und frage mich, was sie mit mir anstellen. Welchen Einfluss sie auf mich nehmen. Natürlich völlig ohne (kommunikations-)wissenschaftlichen Hintergrund. Einige (neue) Redewendungen lassen mich völlig kalt und manchmal mag ich die eine sehr oder lehne die andere aus tiefstem Herzen ab. Vielleicht bin ich ja eine kleinkarierte Erbsenzählerin, aber für mich ist Sprache nun mal ein wesentlicher Bestandteil des Bewusstseins. Wir sagen nicht einfach so mal etwas dahin. Sprache und Zufall? Daran glaube ich nicht.

Immerschön hellhörig bleiben - Framing

Framing und unsere ganz persönliche Erlebniswelt.

Natürlich treffen wir und niemand anderes unsere Entscheidungen. Aber treffen wir sie auch wirklich völlig unvoreingenommen? Wissenschaftler vermuten, dass ca 70% unserer Entscheidungen unbewusst getroffen werden. Abhängig vom aktuellen Wissensstand und dem bis jetzt Erlebt- und Gefühlten. Womit sind wir bisher gut gefahren und was wissen wir zu diesem bestimmten Thema? Welche Werte wurden uns in unserer Kindheit vermittelt, welche Modelle, Bilder und Emotionen sind uns diesbezüglich vertraut? Welche Gefühle rufen sie in uns hervor?

Immerschön hellhörig bleiben - Framing

Das, was unsere ganz persönliche grundlegende Lebenserfahrung ausmacht, bestimmt bereits über die erste Eingrenzung unserer Entscheidungsmöglichkeiten. Vielleicht haben wir dann im zweiten Schritt sogar noch zwei Möglichkeiten zur Auswahl. Aber für welche entscheiden wir uns dann? Orientieren wir uns jetzt ebenfalls an dem, was unserer persönlichen Welt am vertrautesten ist, wozu wir ein Bild haben, an welches wir andocken können – das in den uns vertrauten und bekannten Rahmen (Frame) passt?

Immerschön hellhörig bleiben - Framing

Ja, wir framen und dies wissen nicht nur wir.

Es ist natürlich klar, dass diese Erkenntnis nicht nur bis zu uns durchgedrungen ist. Sie wird im Marketing schon lange eingesetzt, um bestimmte Zielgruppen zu erreichen. Damit kann ich sogar ganz gut umgehen, zumal ich mir dessen bewusst bin. Aber welche Einflussnahme findet darüber hinaus noch statt? Wie werden wir durch gezielt eingesetzte Worte, kalkulierter rhetorischer Geschicklichkeit, in unseren sozialen, politischen und somit zutiefst emotionalen Zugehörigkeiten beeinflusst? Wie werden unsere ethischen und moralischen Werte gekonnt durch neue Wortschöpfungen ausgehebelt oder zumindest irritiert? Spätestens seit den verheerenden und für viele Menschen tödlichen Überflutungen in Thailand, wissen wir, was eine Welle Schreckliches anrichten kann. Sie ist der Inbegriff für Hilflosigkeit, für Wehrlosigkeit geworden. Wir wissen und fühlen, dass wir von der Wucht einer Welle überrollt werden können, sollte sie auf uns zukommen.

Immerschön hellhörig bleiben - Framing

 

Verstehen Sie mich bitte richtig, liebe immerschöne. Jedem von uns stehen seine gesellschaftlichen, sozialen und politischen Erwartungen an unsere Gesellschaft absolut frei. Die Vielfalt und Meinungsfreiheit, die unsere Demokratie uns ermöglicht, sind für mich unantastbare Werte. Und genau deshalb möchte ich nicht subtil beeinflusst werden, möchte nicht täglich eine ungefilterte Dusche über mich ergehen lassen, möchte ich das Wort “Flüchtlingswelle” nicht mehr hören.

Vielleicht haben Sie ja Interesse an zwei hochinteressanten Interviews zu diesem Thema. Dann lesen Sie unbedingt hier und hier weiter. Es lohnt sich sehr.

Ihre Gabriele

 

12 thoughts on “Immerschön hellhörig bleiben – Framing”

  1. Da stimme ich Dir uneingeschränkt zu, liebe Michaela. Seine eigenen Empfindlichkeiten zu kennen, ist eine der Vorraussetzungen sich gegen gezielte Beeinflussung zu erwehren und sie frühzeitig zu erkennen.

    Ich danke Dir ganz herzlich und wünsche Dir einen guten Start in die neue Woche
    Deine Gabriele

  2. Je mehr wir über uns selbst.erfahren, umso mehr wir uns selbst kennenlernen, unsere eigene Biografie und Themen aufarbeiten, desto weniger anfällig werden wir für Manipulation. Das ist meine Meinung. Sicher, das bringt viel an Arbeit mit, doch das ist es mir wert, immer öfter wirklich freie Entscheidungen zu treffen. Nur zu oft glauben wir an den freien Willen, Entscheidungsfreiheit und dass wir selbst nicht Opfer von Manipulation werden (können). Aber das ist ein Trugschluss, dafür tragen wir meist viel zu große Rucksäcke mit uns auf dem Lebensweg mit. Danke für das interessante Thema. Herzlich

  3. Über Ruth Klüger werde ich ich einmal schlau machen, denn das klingt super interessant liebe Sabina.

    Dankeschön und liebe Grüße zurück
    Deine Gabriele

  4. Liebe Gabriele, danke für diesen denkenswerten Beitrag, der nie aus der “Mode” kommt.

    Worte sind nicht nur Worte. Das habe ich schon während meines Studiums gelernt. Und dass auch Frauen anders lesen, hat in einem sehr klugen kleinen Büchlein die wunderbare Ruth Klüger beschrieben, die glücklicherweise meine Professorin war. Daher war auch die Debatte um die Gendersprache nie einfach nur dummes Gerede. Werden Frauen in der Sprache sichtbar oder nicht?

    Schöne Woche noch und liebe Grüße zu dir! Sabina

  5. Liebe Britt, ganz herzlichen Dank für diesen überaus interessanten und wissenswerten Aspekt.

    Liebe Grüße und ein schönes Wochenende
    Deine Gabriele

  6. Liebe Gabriele,
    Ich stimme dir zu, dass wir über Sprache häufig manipuliert werden und jeder sehr achtsam im Umgang mit Worten sein sollte. Das das Wort “Flüchtlingswelle” mit negativen Assoziationen verbunden ist, kann ich für mich nicht feststellen. Da ich Lehrerin bin, beschäftige ich mich im Geschichtsunterricht mit unterschiedlichen Migrationsbewegungen in unterschiedlichen Epochen. In der geschichtswissenschaftlichen Literatur werden ganz selbstverständlich und sachlich Begriffe aus den Wortfeldern “Wasser” bzw. “Wetter” verwendet um Wanderungsbewegungen zu beschreiben. So findet man Begriffe wie “Migrationsströme” (für eine gleichmäßige Wanderungsbewegung), “Migrationswellen” (für eine Wanderungsbewegung, die einen zeitweisen Höhepunkt darstellt) und sogar ” Hunnensturm” (für das stoßweise, überfallartige Erscheinen eines Volkes). Dagegen sollte selbstverständlich ein Begriff wie beispielsweise “Flüchtlingstourismus” nicht verwendet werden, da hier offensichtlich “geframt” ( hoffentlich kann man das so sagen!) wird. Man ist entweder Flüchtling oder Tourist. Kein Mensch flieht aus Freude oder in der Erwartung, dass ihn ein Urlaub erwartet.
    Danke, liebe Gabriele, für deine Beiträge, die immer wieder zum Nachdenken anregen.
    Britt

  7. Das freut mich sehr, liebe Evelin und ich danke Dir.

    Liebe Grüße und einen wunderschönen Abend
    Deine Gabriele

  8. Liebe Gabriele!
    In einem Rahmen setzen oder sich einrahmen lassen, dass widerspricht meinem Denken und den Drang nach Freiheit. Beeinflussen lasse ich mich weder von positiven noch negativen Schlagzeilen, Werbung und Nachrichten hinterfrage ich ständig. Daher ist mein Bedürfnis nach anders sein und einzigartig groß. Ich finde es toll, dass Du dieses Thema angesprochen hast. Daher komme ich immer gerne vorbei und finde interessante Themen do mich ansprechen.
    Liebe Grüße EvelinWakri

  9. Was für ein wunderbarer Kommentar, liebe Bettie. Du bringst es auf den Punkt.

    Liebe Grüße und einen wunderschönen Feiertag
    Deine Gabriele

  10. Liebe Gabi,
    Jetzt habe ich deinen Artikel schon 4 mal gelesen. Framing ist mir rein berufsbedingt schon ein Begriff bzw. ein sehr mächtiges Werkzeug in der Werbung… Und trotz dieses Wissens ist man davor nicht gefeit. Auch ich kaufe lieber Sachen in schönen Verpackungen bzw. Französischen Wein wenn im Hintergrund die entsprechende Musik läuft. Was bei mir mit Wein klappt, klappt in Politik und Presse leider auch mit Hetze. Aktuell leider grad richtig gut, wie man an den letzten Wahlen gesehen hat. Manchmal muss man Dingen einen anderen Rahmen geben, damit das darin befindliche Rot nicht mehr so bedrohlich wirkt sondern zu einem beruhigenden burgund wird. Hab einen schönen Feiertag liebe Gabi!

  11. Dankeschön liebe Beate, genau wie Du auch finde ich neue Begegnungen oft bereichernd und dass wir den Medien nicht entweichen können und wollen stimme ich Dir ebenfalls zu. Umso wichtiger erscheint mir daher, dass wir ab und zu in uns selber reinhören.
    Herzlichen Dank für Deinen ausführlichen Kommentar und ganz liebe Grüße
    Deine Gabriele

  12. Liebe Gabriele, wir alle sind auch ein „Produkt“ unseres Elternhauses, unser Erfahrungen. Viele Entscheidungen müssen in kurzer Zeit getroffen werden und dazu greift der Mensch auf seine Erfahrungen zurück. Ich finde den Kontakt zu Menschen ausserhalb meines normalen Umfeldes immer sehr bereichernd. Man bekommt einen anderen Blickwinkel. Der Beeinflussung durch die Medien usw. können wir nicht entkommen. Ich möchte auch nicht auf die Medien verzichten. Es bleibt einem nur in sich hinein zu hören, sich über Themen zu unterhalten und zu informieren. Das ist für mich wichtig für meine Meinungsbildung. So jetzt zum Outfit. Finde ich klasse und der Mustermix ist toll. Viele liebe Grüße Beate

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