Werbung ohne Auftrag – Unsichtbar sollen wir angeblich sein, lese ich immer wieder und frage mich: Ist dies ein holder Wunsch aus Teilen der hinterwäldlerischen Gesellschaft oder eine quengelnde Stimme aus dem eigenen Lager? So weit ich informiert bin, gibt es kein Recht auf Sichtbarkeit, das eingefordert werden könnte, oder? Verstehe ich da etwas gründlich falsch und warum macht mich das, egal woher, echt sauer?

Unsichtbar und 60+ - wer sagt denn so was?

Unsichtbar sein – ewig geschlechtsspezifische Pfründe.

Auch wenn wir es nicht gerne wahrhaben möchten, aber das traditionelle Weiblichkeitsbild ist nicht vom Erdboden verschwunden. Und da brauchen wir gar nicht hoch erhobenen Kopfes in die arabische Welt zu schauen, es begegnet uns auch vor der eigenen Haustüre. Wie Sie wissen bin ich glückliche Großmutter und somit natürlich häufig auf Kinderspielplätzen anzutreffen. Was mir da zu Ohren kommt, bringt mich zum Grübeln. Äußerungen wie: schönes Mädchen, kann sich sooo schön alleine beschäftigen, ist so umsichtig, sei doch nicht so zickig, wetteifern mit – tolles Kind, kluges Kind usw.. und sportlicher Junge, so ein kluger Junge, ist eben ein Junge, sei doch nicht so ein Mädchen. Mit dem Substantiv Mädchen, werden zart, weich, umsichtig und vernünftig verbunden. Sollte ein Mädchen zufälligerweise einmal auffällig klug sein – so ist es ein kluges Kind. Warum eigentlich kein kluges Mädchen? Und glauben Sie mir bitte, ich habe mich nicht jedes Mal verhört!

Unsichtbar und 60+ - wer sagt denn so was?

Klar könnte ich jetzt denken, egal, lass sie doch sagen, was sie mögen, diese Mädchengeneration wird sich schon durchsetzen. Nur glaube ich da nicht so richtig dran. Es fehlen die Vorbilder, denn eine tatsächlich selbstverständlich selbstbewusste Frau bezieht alle zutreffenden Eigenschaften auf das Mädchen und abstrahiert es nicht mit der Bezeichnung Kind. Wir äußern unbewusst was wir fühlen und denken, aber anscheinend passen energisch, durchsetzungsstark, sportlich, intelligent, aggressiv, draufgängerisch und laut, auch heute noch nicht uneingeschränkt zu einem Mädchen und somit auch nicht zu einer Frau. Vielleicht denken Sie jetzt, was hat die Gabriele denn geritten, dass sie sich bei diesem Thema so ereifern kann? Ich möchte nicht, dass auch die übernächste Generation unserer Mädchen nur ist, was man ihnen zugesteht.

Unsichtbar und 60+ - wer sagt denn so was?

Unsichtbar macht man sich selber!

Wer bestimmt denn bitte, ob ich sichtbar oder unsichtbar bin? Das kann doch wohl nur ich selber festlegen. Wenn ich allerdings immer danach schiele, ob mich auch wirklich alle sehen und mir Bedeutung geben, dann werde ich auf jeden Fall enttäuscht. Aber dazu brauche ich keine 60 Jahre werden, denn dieses hehre Ziel erreiche ich nie. Sollte meine Definition von mir selber allerdings `ausschließlich´ davon abhängen, ob mich das andere Geschlecht anflirtet oder als Objekt der Begierde wahrnimmt, dann habe ich tatsächlich eine reale Chance mich unsichtbar zu fühlen. Welche Macht über mich gebe ich dann bitteschön in anderer Leute bedeutungslose Hände?

Unsichtbar und 60+ - wer sagt denn so was?

 

Niemand kann auf ein Recht auf Sichtbarkeit pochen, es ist keine Bringschuld – dafür müssen wir schon selber sorgen!

Ihre Gabriele

 

Wer gerne liest, wenn ich mich aufrege – kommt hier auf seine Kosten:-))

Outfit: Bluse und Hose ZARA, Jacke RESERVED, Sandalen L´AUTRECHOSE, Tasche Birkin Bag HERMES

 

12 thoughts on “Unsichtbar und 60+ – wer sagt denn so was?”

  1. Und das ist auch gut so liebe Regina, denn wer das erwartet hat den Knall nicht gehört.

    Liebe Grüße und herzlichen Dank für Dein wunderbares Kompliment
    Deine Gabriele

  2. Ich suchte nach einem Blog von einer Frau “in meinem Alter” (bin 58), in dem ich mich wiederfinde. Und ich denke, ich habe ihn gefunden! Danke dafür. Ich habe ja die Theorie, dass eine Frau nach den Wechseljahren für die Fortpflanzung nicht mehr zur Verfügung steht und deswegen in der Unsichtbarkeit verschwindet. Ohne Absicht, ohne bösen Hintergedanken, das passiert irgendwie im limbischen System. Die Signale, die ausgestrahlt werden, haben nicht mehr diesen Fortpflanzungs-Möglichkeiten-Inhalt und damit fallen wir an vielen Stellen durchs Sieb. Wie gesagt: das ist MEINE Theorie, durch kein bisschen Wissenschaft untermauert (jedenfalls nicht, dass ich wüsste). Dennoch bin ich nicht bereit, mich damit abzufinden. Ich bin zwar auch sehr gerne Oma und ich bin auch sehr froh, dass der Erziehungsauftrag für alle meine Kinder abgeschlossen ist und ich also gar nicht mehr in erster Linie als “Mutti” wahrgenommen werde. Juhu! Sondern als selbstbewusste Frau mit Ecken und Kanten (oder vielmehr der einen oder anderen Rundung), die sich nicht in rentnerbeige hüllt sondern erhobenen Hauptes mit gepflegtem langen Haar und farbenfroher Kleidung durch die Welt geht. Das passt dem einen oder anderen nicht. Ganz egal ist mir das noch nicht, aber ich arbeite daran.

  3. Was für ein traumhafter Look! Du kennst doch den guten alten Spruch, man ist so alt wie man sich fühlt. Und ich denke, dass du dieses Motto auf hervorragende Art und Weise symbolisierst! Mach auf jeden Fall weiter so mit deinen Mode-Inspirationen. Ich freue mich!
    LG
    Sven

  4. Du sagst es liebe Chris. Und genau dieses Erfüllen der Erwartungshaltung ist so unglaublich tief in Frauen verankert.

    Liebe Grüße und bis bald
    Deine Gabriele

  5. Liebe Gabriele, ich sehe es ganz genauso, leider nehmen zu viele Frauen die zugewiesen Rolle an.
    Unsichtbar ist der, der sich unsichtbar fühlt oder sich unsichtbar macht ; )
    Einen schönen Tag und liebe Grüße Chris

  6. Genauso ist es liebe Karin und auch nicht hinter anderen Menschen. Wir werden nur gesehen, wenn wir uns positionieren und somit sichtbar sind. Egal in welchem Alter.

    Liebe Grüße und bis bald
    Deine Gabriele

  7. Ich bin davon überzeugt liebe Eva. Eine Rolle, die mir zugewiesen wird, muss ich nicht annehmen. Und das ewige Mädchen spielen – damit ist keinem gedient und ist nur lächerlich.

    Liebe Grüße und bis bald
    Deine Gabriele

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